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Diktiergeräte – Äpfel und Bäpfel

Ein Diktiergerät mit dem batschenden Schnappen, wenn das Kassettenfach aufklappte – und dem kleinen Knacken, wenn man es nach dem Drehen der Kassette wieder schloss. Erinnern Sie sich noch daran? Dann ist Ihr Gedächtnis tipptopp, denn im täglichen Gebrauch haben Sie so ein Diktiergerät wahrscheinlich schon lange nicht mehr.

Wenn wir den Schiebeschalter ignorieren, ist in den letzten beiden Jahrzehnten kaum etwas geblieben von den in der Erinnerung befindlichen Geräten. Ja, natürlich, sie zeichnen noch immer vorrangig in Anwaltskanzleien und Arztpraxen auf. Aber auch dort gehört es in Zeiten von Schreibkraftmangel und Spracherkennung inzwischen zum Herrschaftswissen WIE diktiert wird und dass die effizientere Art der Spracherkennungsnutzung nachvollziehbarerweise die ist, der ein abgeschlossenes Diktat zugrunde liegt. Hintergrunderkennung nennt man das.

Aber zurück zum Thema: Mit dem DS-9500 und dem SpeechAir fügten die beiden Hersteller OLYMPUS und PHILIPS der Modellpalette ausgereifter digitaler Diktiergeräte im laufenden Jahr Geräte mit weiteren Funktionen zu, die sich in der Erinnerung nicht finden. Nachdem die Manipulation von Magnetbändern durch Tonköpfe ausgedient hat und wir uns an die Erzeugung von Diktatdateien gewöhnten, machen die neuesten Geräte auch mit den inzwischen akzeptierten Übertragungswegen von Diktat(-Dateien) auf Rechner Schluss. Ein USB-Port ist nicht mehr nötig, um digitalisierte Sprache auf einen Rechner zu bekommen und von dort ins Netz zu stellen, LAN-Dockingstationen werden zu nützlichen Backup-Schnittstellen degradiert — die drahtlose Übertragung wird groß geschrieben.

Sowohl das DS-9500 als auch das SpreechAir umwerben professionelle Nutzer von Diktiergeräten mit der Fähigkeit, Diktate vom Gerät aus per E-Mail zu versenden oder in ein Diktat-Verzeichnis im lokalen Netz drahtlos abzuladen. In Smartphone-Zeiten war diese Funktionalität überfällig. Die Möglichkeit, ein Diktat per E-Mail zu versenden, erhöht die Möglichkeiten eines mobilen Vieldiktierers erheblich. Die Möglichkeit, es wireless aus einem Besprechungsraum auf den Spracherkennungsserver oder den Rechner einer Servicekraft zu laden, ist testosterongeladenen Anwälten ein willkommenes Ausrufezeichen.

Realisiert werden die die neuen Transportwege bei beiden Spitzengeräten auf Basis eines Android-Betriebssystems, das Modifikationen zugunsten der Datensicherheit erfuhr. Mit Sicherheit wird es für beide Diktiergeräte funktionserweiternde Firmwareupdates geben, aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt scheint uns das SpeechAir etwas smarter, was die Nutzung der Wireless-Funktionen für den Normalanwender angeht. Neben den Einstellungsmöglichkeiten in der SpeechExec Pro Dictate Software stellt PHILIPS ein separates Software-Tool zur Anpassung des SpeechAir an die individuellen Gegebenheiten zur Verfügung. Außerdem ist die Dokumentation zu den Einstellungen des Geräts detaillierter. Und siehe da: Alles funktioniert auch auf Anhieb für den weniger technik-affinen Nutzer. Bei OLYMPUS funktioniert auch, was beworben wird; bei fehlerhafter Ersteinrichtung ist aber eine Reihe von Bedingungen zu prüfen, die nicht ohne weiteres klar ist. Dazu braucht man u.U. den Fachhandel, der ggf. eine kurze TeamViewer-Sitzung startet. Außerdem ist OLYMPUS etwas restriktiver in Bezug auf die zur Dateiablage nutzbaren Rechnerverzeichnisse. Die werden in der OLYMPUS Diktatverwaltungssoftware festgelegt. Eine Extra-Software zur Einstellung des DS-9500 gibt es nicht.

Als konservative Betrachter (und Händler) geben wir dem OLYMPS-Gerät dennoch den Vorzug. Vorbildlich am DS-9500 ist unserer Meinung nach, dass der Hersteller die Funktionalität der allgegenwärtigen Smartphones ins Diktiergerät integriert hat ohne es als Spezialgerät infrage zu stellen. Das SpeechAir könnte bei einem flüchtigen Blick auch als Smartphone durchgehen. Einzig der Schiebeschalter verweist auf ein Diktiergerät. Nach dem Einschalten wird eine App geladen, die für Aufnahme, Stop und Wiedergabe auf den Schiebeschalter reagiert, ansonsten aber auf den „Touch“ auf’s Display wartet. Es soll Leute geben, die gar nicht mehr anders können.

OLYMPUS dagegen behält beim DS-9500 die Anmutung des Diktiergeräts bei. Neben dem Schiebeschalter existiert eine praxiserprobte Zahl von Tasten, die gut erreichbar und leicht einzuprägen sind, die einen zweiten „Touch“ nicht benötigen und dem Gerät überhaupt erst das Gesicht als Diktiergerät geben. Durchaus möglich, dass die Anordnung der Tasten auch in 10 Jahren noch in Erinnerung ist.