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Ökosystem für Diktiergeräte

Diktiergeräte der Profiklasse wie das DPM 8000 oder das DS-7000 gibt es seit Jahren. In den letzten Monaten wurden sie durch das DS-9500 und das SpeechAir getoppt, die den Komfortfunktionen für das Diktat den drahtlosen Upload in PC-Verzeichnisse oder die Versendung via E-Mail hinzufügten. Profis wissen, dass das beste Diktiergerät seinen Preis nur durch den dahinter stehenden Workflow rechtfertigt. Es nützt nichts, wenn der Autor seine Diktate per Tastendruck manipulieren oder sie mit Nebengeräusche filternden Mikrofonen aufnehmen kann, wenn der Arbeitsablauf dahinter nicht stimmt. Eine Schnittstelle zu Spracherkennungsprogrammen wie Dragon Professional Group ist inzwischen ein Muss, eine Schreibkraft darf nur einen Tastendruck entfernt sein, wenn sie statt eines Spracherkennungsprogramms zur Transkription herangezogen werden soll. Ganz abgesehen von dem notwendigen „BlinkBlink“ zwischen Autor und Schreibkraft, welches Leistungs-Anforderung und -Erbringung am besten ohne händisches Zutun zu signalisieren hat.

Um es einmal so zu sagen: Technischer Schnickschnack an Diktiergeräten weiß immer für sich einzunehmen; wir warten zu jeder CEBIT auf mehr und werden leider nur im Rhythmus der Fünfjahrespläne befriedigt. Wirkliche Neuerungen bestehen aber nicht im Verzicht auf bleihaltige Lötmittel oder in der besseren Auflösung der Farbdisplays, ja sogar nur bedingt in den sich nun verbreitenden Möglichkeiten zum drahtlosen Datentransfer. Wirkliche Neuerungen bringt bis zur Implantation des Mikrofons in die Mundhöhle – der Workflow.

Am weitesten ist diese Erkenntnis derzeit bei PHILIPS fortgeschritten. Ebenso wie OLYMPUS hat PHILIPS vor ein paar Jährchen die Mobilität des Autors zeitgemäß unterstützen wollen und die für Zeitgenossen unverzichtbare Diktier-App ins Produktportfolio aufgenommen. Ist sie einmal aufs Smartphone gebracht, ersetzt sie behelfsmäßig (!) Diktiergeräte, ermöglicht Diktate mit dem Gerät, welches die meisten stets bei sich tragen und läßt dem weltläufigen Autor die freie Wahl seines Diktier-Arbeitsplatzes. Zu diesem Zeitpunkt der Entwicklung war das Versenden des Diktats an den Betriebssitz antizipiert. Der Erzeuger des Diktats war frei beweglich („modern“) gedacht, der Empfänger statisch. Am Betriebssitz hatte man der eintrudelnden Diktate zu harren und sie klassisch oder mittels Spracherkennung umzusetzen.

PHILIPS ist nun seit einiger Zeit einen Schritt weiter als der Wettbewerb. PHILIPS lässt Diktate in einer Wolke namens SpeechLive wabern, die sämtliche Zertifizierungen des Bundes-Luftfahrtamtes aufweist – und nicht nur die. SpeechLive bedeutet Vieles. Zumeist wird die PHILIPS-Diktatwolke als Schnittstelle zu Services wie einem Schreibdienst oder einer buchbaren Spracherkennung gesehen. So kann man den Dienst auffassen. Wesentlich ist aber unseres Erachtens etwas anderes: Mit SpeechLive wird der bislang übliche Workflow zwischen Autor, Schreibkraft und Spracherkennung radikal umgekrempelt. Die Innenwelt wird zur Außenwelt. Das betrifft, einfach gedacht, den Standort derjenigen, die Diktate zu verschriftlichen haben. Mit SpeechLive hat die Schreibkraft dieselbe Ortsunabhängigkeit wird der Autor: Sie kann an jedem Ort und ggf. mittels browserfähigen Fußschalters eintreffende Diktate in Text verarbeiten. Sie kann sich dabei einer lokal installierten oder der in SpeechLive integrierten Spracherkennung bedienen. Vor allem aber ist die Administration des Arbeitsprozesses nicht mehr lokal. Benutzerrechte werden per Mausklick in der Wolke festgelegt, das Betriebssystem ist egal.

Dass die PHILIPS-Cloud dennoch kein Wolkenkucksheim für Überflieger mit Schiebeschalter oder Fußpedal ist, macht die Herstellersoftware zur Diktatverwaltung für die gewohnten, stationären Arbeitsplätze deutlich: Sowohl in SpeechExec Pro Dictate als auch in SpeechExec Transcribe sind Schnittstellen zu SpeechLive vorzufinden: alles ist permanent verknüpft. Diktate lassen sich automatisch in die Wolke schieben oder von dort holen. Die Außenwelt ist also auch die Innenwelt. Und so hat ein flexibler Sprachverarbeitungs-Workflow im Jahr 2018 zu sein.