FAZ vom 22.08.2017: Verblüffend gute Nebengeräuschunterdrückung: Olympus-Mikrofon Rec Mic II für Spracherkennung blendet alles außer Sprache aus und arbeitet mit Dragon zusammen
Regelmäßigen Lesern von „Technik und Motor“ haben wir es bereits des Öfteren geschrieben: Spracherkennung funktioniert nach jahrelanger Anlaufzeit heute so gut wie perfekt. Ins Mikrofon sprechen und mit der richtigen Software am PC das Gesagte in Text transkribieren zu lassen ist kein Hexenwerk. Die wenigen Fallstricke sind schnell aufgezählt. Eigennamen und Fachbegriffe bereiten Probleme, ferner muss man die Satzzeichen mitdiktieren. Nach wie vor nicht möglich ist die Transkription eines Interviews oder einer Konferenz. Auch ist zu bedenken, dass man diktieren können muss. Ganze Sätze im Kopf vorzuformulieren und dann druckreif zu sprechen ist nicht jedermanns Sache. Man muss es üben, Generationen von Büromenschen haben in der Vergangenheit so gearbeitet – bis die Textverarbeitung mit ihren einfachen Korrekturmöglichkeiten dazu verleitete, erst zu tippen und dann zu denken.
Zu den Vorzügen der neueren Spracherkennungs-Software gehört sodann, dass sie nicht nur besser und präziser erkennt, sondern weniger anfällig gegen Umgebungsgeräusche und weniger anspruchsvoll hinsichtlich der verwendeten Mikrofontechnik geworden ist. Waren früher das besonders ruhige Arbeitszimmer und ein sorgfältig ausgewähltes Mikrofon die wichtigsten Voraussetzungen einer gelungenen Umsetzung des gesprochenen Worts, ist man heute viele Schritte weiter: Dragon Naturally Speaking für Windows, das einzig vernünftige System im professionellen Einsatz, kommt mit dem im Notebook eingebauten Mikrofon ebenso zurecht wie mit einem gewissen Lärmpegel im Umfeld des Diktierenden.
Das bedeutet jedoch nicht, dass man bei der Ausstattung sparen sollte. Gute Technik zahlt sich immer aus. Wer viel diktiert, hält ein Mikrofon gegebenenfalls über Stunden in der Hand; Ergonomie und Material sind wichtig. Nun will Olympus mit einer neuen Serie vier spezieller Diktiermikrofone das Thema noch einmal angehen. Der wichtigste Fortschritt: die eingebaute Nebengeräuschunterdrückung, wie man sie von Bluetooth-Headsets für die Freisprech-Telefonie etwa im Auto bereits kennt. Die vier neuen Modelle von Olympus mit der Serienbezeichnung Rec Mic II sind indes kabelgebunden per USB an den Notebook anzuschließen.
Erstmals bei Diktiermikrofonen funktioniert ein Plug and Play für die Spracherkennung reibungslos, verspricht Olympus. Es sind weder Treiber noch zusätzliche Software zu laden, damit der Drache die Kommandos des Eingabegerätes richtig versteht. Das ist jedoch weniger eine Leistung von Olympus, sondern den neuen Entwicklerschnittstellen geschuldet, die Nuance für seine Software bereitstellt. Nichtsdestoweniger entfällt lästige Fummelei, und man kann die Olympus-Mikrofone allein mit Betätigen der auf ihnen angebrachten Funktionstasten in unterschiedliche Modi versetzen. Einer davon ist der Dragon-Modus für die Spracherkennung. Wer die Mikrofontasten individuell belegen will und mehr Raffinesse sucht, kann indes trotzdem ein Konfigurations-Tool zusätzlich laden. Auch die Einstellung der Nebengeräuschunterdrückung erfolgt auf einfachste Weise in drei Stufen mit Tasten am Mikrofon.
Wir haben uns das Modell RM 4110 S angesehen, es hat einen Trackball zur Cursorsteuerung sowie einen Schiebeschalter zum Start und Stopp des Diktats. Das sehr glatte Gehäuse ist mit einer antimikrobiellen Oberfläche ausgestattet, um die Hygieneanforderungen im medizinischen Bereich zu erfüllen. Es liegt gut in der Hand, ist bestens verarbeitet und gefällt. Sein leider nicht abnehmbares USB-Kabel ist sage und schreibe 2,40 Meter lang: Prima, wenn im Büro der Rechner irgendwo versteckt steht, lästig indes im Einsatz mit dem Notebook. Zum Lieferumfang gehört eine Docking-Station fürs freihändige Diktieren, die leider sehr leicht ausgefallen ist. Auch die Anmutung des Schiebeschalters könnte hochwertiger sein. Er bewegt sich nicht so glatt wie sein Pendant bei den Diktiergeräten des japanischen Herstellers.
Nach der reibungslosen Inbetriebnahme und einem kurzen Training vermochte das Olympus sofort zu überzeugen. Wie nicht anders zu erwarten, war die Erkennungsleistung in ruhiger Umgebung mit Dragon 15 bestens. Einige Schwierigkeiten bereitete die Belegung einer der Funktionstasten mit dem Korrektur-Befehl von Dragon, letztlich funktionierte es jedoch.
Nach der Pflicht kam die Kür, nämlich ein Diktat mit lauter Musik in unmittelbarer Nähe. Das Ergebnis war verblüffend, denn die Erkennungsleistung von Dragon ließ nicht nach. Das Gerät wurde im Abstand von 5 bis 10 Zentimeter zum Mund gehalten; dank der Richtcharakteristik des Mikrofons in Verbindung mit der Nebengeräuschunterdrückung waren die Ergebnisse ausgezeichnet. Wir erhöhten den Lautstärkepegel und waren ein zweites Mal verblüfft: Obwohl man inmitten der lauten Musik schon Mühe hatte, sein eigenes Wort zu verstehen, ließ sich Dragon nicht irritieren und blieb bei der gewohnten Zuverlässigkeit. Auch mit einem laufenden Staubsauger in der Nähe konnten wir das erstaunliche Ergebnis reproduzieren.
Es gibt jedoch einen guten Grund, in der abschließenden Bewertung mit Superlativen sparsam umzugehen. Denn auch der wichtigste Rivale des Olympus Rec Mic II erreicht mit hochwertiger Mikrofontechnik ähnliche Ergebnisse. Wir probierten das Speechmike Premium von Philips unter den gleichen widrigen Bedingungen aus und waren auch hier überaus begeistert. Viel spricht dafür, dass Dragon-Hersteller Nuance einen nicht unwesentlichen Teil zu dieser spektakulären Neuheit beigetragen hat. Indes: Das Olympus mit seiner hochwertigen Anmutung lässt sich ohne Treiber-Wirrwarr sofort in Betrieb nehmen und ist mit Preisen zwischen 240 und 270 Euro sehr günstig. Es gibt zwei Modelle mit Schiebeschalter und zwei mit Tastatur.
MICHAEL SPEHR
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Olympus FAZ Technik & Motor (Download als pdf)
Eine Antwort auf „RecMic II: Hört selbst im lauten Lärm bestens zu“
[…] Bei der Auswertung wollten wir uns nicht auf die Bewertung unterschiedlicher Fehler kaprizieren. Also auf Fehler, die im Test mit eingeschaltetem Staubsauger auftauchten, in ruhiger Umgebung nicht. Oder umgekehrt. Interessant fanden wir, dass bei übermäßigen Umgebungsgeräuschen, — vermutlich könnte man sich bei der Geräuschkulisse einfach nicht mehr aufs Diktieren konzentrieren —, nur 5 Fehler mehr generiert wurden als in ruhiger Umgebung. Das spricht für die Qualität der verbauten Mikrofone und die Wirksamkeit der Unterdrückung von Nebengeräuschen. […]