Bereits im Jahr 2004 befaßten wir uns intensiv mit akustischen Protokollierung in Pflegeberufen. Das geschah im Nachgang zu einem Projekt, dass von der AOK, IBM und dem Gesundheitsministerium hoffnungsfroh ins Leben gerufen worden war. Das „Modellprojekt Pflege zur zeitnahen, wahrheitsgetreuen Datenerfassung und Effizienzsteigerung“ kam zum Schluß, dass vom Diktiergerät aufgezeichnete und später spracherkannte Protokolle anderen Dokumentationsmethoden vorzuziehen seien. 2004! Zu einer Zeit, in der – aus heutiger Sicht – Spracherkennungsprogramme beinahe noch in den Kinderschuhen steckten. Über das damals in diesem Projekt verwendete IBM ViaVoice würden wir schweigen – wenn es keine Visionen erweckt hätte!
Wir belieferten die in das Pilotprojekt einbezogenen Heime mit Diktiergeräten, beteiligten uns an der Suche nach besonders geeigneten externen Mikrofonen und konnten den Hersteller zu einer Sonderprogrammierung seines DSS Players bewegen, der den Online-Diktat-Upload ermöglichte und Aufnahmen für die Spracherkennung „nachjustierte“.
Auf Messen konnten wir eine erstaunliche Resonanz bei den Pflegeheim-Betreibern erleben, auch die von der damaligen Gesundheitsministerin Ulla Hahn abgehaltene Pressekonferenz nach Abschluss des Projekts war gut besucht. Das eine oder andere Pflegeheim erwärmte sich in der Folge zumindest für einen Versuch in der visionierten Richtung: Ein paar Diktiergeräte und etwas Software wurden angeschafft, um einen eigenen Eindruck von den proklamierten Vorteilen zu bekommen. Ein paar Inseln von mittels Diktiergerät erstellten Pflegeberichten entstanden – um nach nicht allzu langer Zeit im Meer der alltäglichen Überlastung unterzugehen.
Damals gab es SpeechLive noch nicht. Das organisatorische Feintuning, das im Pilotprojekt sehr bestimmt und zielgerichtet vorgenommen wurde, stellte in der Praxis eine Überforderung dar. Es war notwendig, Pflegerinnen und Pfleger mit den Eigenheiten von Diktiergeräten (die nicht einmal spritzwassergeschützt waren!), mit den Bedingungen der Spracherkennung, den Modalitäten von Uploads über USB-Schnittstellen, die Sicherung akustischer Originale und die Verwaltung von Versionen erkannten Textes vertraut zu machen. Abgesehen vom EDV-Verantwortlichen, der unerwartet eine ganz neue Anwendergruppe unter seine Fittiche bekam und dabei eben nicht auf einen einen stabilen Workflow setzen konnte.
Die Erkenntnisse der Studie galten zwar, und sie gelten noch heute: Sprachaufzeichnungen mit dem Diktiergerät sorgen für eine umfangreichere und zeitnähere Dokumentation. Da Inhalte sofort auf das Diktiergerät gesprochen werden und schriftsprachliche Formulierungsprobleme für oft fremdsprachige Pflegekräfte entfallen, wird detaillierter und schneller protokolliert. Für individuelle Beschreibungen, die auch inzwischen verfügbare Eingabesysteme mit Textbausteinen nicht ermöglichen und die mit dem Zwei-Finger-Suchsystem mühsam zu erstellen wären, sind Diktate mit anschließender Spracherkennung ideal. Die Unleserlichkeit handschriftlicher Notizen, die Unverständlichkeit mancher Abkürzungen und auch die eventuelle Nachbearbeitung flüchtiger Mitschriften (sogar noch durch Dritte) entfallen. Die so zu erreichende bessere Dokumentationsqualität kann aber nur in einem Arbeitsumfeld überzeugen, das kein Hindernis ist und die bei der Aufzeichnung gesparte Zeit durch Umständlichkeiten frißt.
Die Aktivisten des einstigen Pilotprojektes bemühten sich redlich um die Optimierung des Dokumentationsprozesses. Es wurden Schulungen zur Bedienung des Diktiergeräts abgehalten, Spracherkennung-Trainings durchgeführt, ein Client für die leichtere Ablage und Zuordnung entwickelt u.v.a.m. Aber letztlich blieb es trotz aller Mühen eine Frickelei, die allenfalls andeutete, wo man heute steht.
Als cloudbasiertes Sprachverarbeitungssystem steht SpeechLive selbstverständlich für Zugriffe mit dem Smartphone bereit. Die PHILIPS Voice-Recorder App, die man für die Protokollierung installiert, erlaubt den simplen Upload der Diktate, vor allem aber die Nutzung von Services. So kann beim Upload der Diktate mit einem Klick ebenfalls entschieden werden, ob der daraus zu erstellende Text von einem professionellen Schreibservice oder der in das System integrierten Spracherkennung gefertigt wird. Eine Entscheidung für diese beiden Varianten ist aber wie gesagt kein Muß. Nutzt man die SpeechLive-Wolke als Diktat allein für die Diktatablage, geschieht das unter Bezug auf weitere Mitarbeiter(innen), die im eigenen Betreib für die Transkription zuständig sind. Erfreulicherweise lassen sich nämlich auch deren Schreibplätze umstandslos mit der SpeechLive-Wolke verbinden. Die zu verarbeitenden Aufzeichnungen werden nicht anders ausgewählt als lägen sie auf dem eigenen Rechner. Anschließend lassen sie sich mit einem am USB-Port betriebenen Kopfhörer abhören und wie gewohnt mit dem Fußschalter steuern.