Digitale Diktiergeräte? Sie sind hier goldrichtig. Tatsächlich verkaufen wir digitale Diktiergeräte wie das DS-5000 oder das DPM 9600 nebst zugehörigem Arbeitsplatz für die Schreibkraft. Und gelegentlich auch ein DS-2400 oder ein Conference System 955. Vor allem diesen Geräten ist dieser Webauftritt gewidmet. Aber aktuell treffen Sie auf eine Ausnahme: den Pulse Smartpen. Ein Aufzeichnungsgerät, das der Profi links liegen lassen sollte – und welches uns trotzdem fasziniert.
Schon seit mindestens 5 Jahren beziehen wir regelmäßig Offerten zum Verkauf von Audio-Pens. Geschenkt! Asiatische Hersteller überbieten sich in der Entwicklung von Spielzeugen, die nicht einmal einem Diktiergerät in der Consumer Klasse das Wasser reichen. Ja, Töne werden aufgezeichnet. Gelegentlich auch in einem Format, das an gängigen digitalen Schreibplätzen wiedergegeben werden kann, wenn dem Stift die Schnittstelle zum PC nicht fehlt. Nur: Die Bedienelemente an den Stiften sind lausig. Entscheidet man sich für die Variante mit 3 MICRO(!)-Knöpfchen, um zwischen Diktaten zu manövrieren, träumt man von ordentlichen Diktiergeräten. Entscheidet man sich für nur einen Knopf (Aufnahme/KEINE Aufnahme), muß man dieselbe Traumarbeit leisten. Die Haptik eines Diktiergeräts ist nun einmal dem unablässigen Drücken der für den Diktierenden wichtigen Tasten angepaßt, die sich im übrigen auch nicht auf nur drei reduzieren ließen.
Finger, die den von der Hand über das Papier zu bewegenden Stift fixieren, fallen für die Steuerung bei der Produktion eines Diktats aus. Aufnehmen – Zurückspulen – Kontrollhören – Überschreiben oder Aufnahme fortsetzen sind keine mögliche Funktionsabfolge. Bestenfalls Aufnehmen läßt sich mit so einem Stift, der ein Mikrofon beherbergt. Aber warum steckt das Mikrofon in einem Stift? Ließe es sich nicht auch in einem Feuerzeug verbergen? In einem Radiergummi (stoßgeschützt!)? Oder doch in der Klammer der Schreibunterlage, beim Gespräch fest auf’s Gegenüber ausgerichtet, den Schreibtisch als Grenzfläche nutzend?
Die in den bislang bekannten Produkten kaum sinnfällige Verbindung von Schreiben und Audio-Aufnahme (Diktat) macht mit dem Pulse Smartpen einen Quantensprung. Dieser Stift, den man kaum noch so nennen mag, führt seine Konkurrenten mittels eines Konzepts vor, das mit ihm wirklich geworden ist und – das in der Wirklichkeit tatsächlich noch fehlte.
Wenn wir uns nur bei den Grundrechenarten aufhalten, sehen wir beim Pulse Smartpen vor allem eine Infrarotkamera, die das Mehr gegenüber anderen Audio-Pens ausmacht. Bei laufender Tonaufnahme zeichnet sie die Bewegungen des mit einer Kugelschreibermine ausgestatteten Stifts auf dem Papier auf, für gewöhnlich dürften das Vortragsmitschriften oder Notizen während einer Besprechung sein. Die synchronisierten Aufnahmen werden anschließend via USB vom Live Desktop, dem mitgelieferten Softwareprogramm, entgegengenommen. In ihm finden sie als elektronische Seiten in „Notebooks“ Platz. Per Doppelklick geöffnet, werden die Mitschriften samt Ton erlebnisgetreu von Anfang bis Ende wiedergegeben. Einerseits. Andererseits kann mit der Maus ein visualisiertes Element angesprungen und dessen akustisches Umfeld wahrgenommen werden. So gewinnt die Technik der „Indexmarkierungen“, die in professionellen Diktaten verwendet wird, eine bislang unerreichte Qualität: Die Markierung selbst ist kein technisches Symbol mehr im Sinne eines Dreiecks oder einer farblichen Markierung, sondern ein Wort oder ein ganzer Satz, die assoziationsreicher sind und uns „näher liegen“. Darüber hinaus entfällt die Einschränkung für die Zahl der Markierungen, die für professionelle Diktiergeräte, welche im DSS Pro Format aufzeichnen, gilt: Jedes Wort, das mitgeschrieben wird, stellt einen Index dar. Damit ist der fortlaufenden Wiedergabe eines Ereignisses eine präzise Wahlmöglichkeit für Wichtiges zur Seite gestellt.
Zum Überflieger ist das Produkt von Livescribe für uns aber aus einem ganz anderen Grunde geraten. Noch vor der Synchronisation und Digitalisierung von Handschrift und Ton begeistert am Pulse Smartpen die Konsequenz, mit der er als Eingabegerät funktioniert. Die Kamera, welche zu Papier gebrachte Worte für den Rechner erfaßt, kann nämlich auch Symbole interpretieren. Wird mit dem Stift auf eines der von Livescribe vorgegebenen Symbole getippt, startet eine Aufnahme, spielt ab, springt zurück u.a.m. Die gedruckten „Bedienelemente“ finden sich auf den zum Stift erhältlichen oder mit einem 600 dpi Drucker selbst ausdruckbaren Notizblöcken. So werden die weiter oben beschriebenen konzeptionellen und ergonomischen Grenzen anderer Audio-Pens ohne viel Aufhebens überschritten: Es ist nicht nachdenkenswert und kommt einem schon nach kurzer Zeit sooo selbstverständlich vor, diesen raffinierten Griffel mit kurzem Schwenk auf einen definierten Punkt in den gewünschten Betriebszustand zu versetzen. Zumindest bei uns, die wir uns seit Jahren eigentlich mit professionellen Diktiergeräten befassen, sorgt das für den Widerhall, etwas Neues gesehen zu haben.
Die Einbindung in einen Workflow oder erweiterte Möglichkeiten zur Veränderung von Aufnahmen und anderes mehr gibt es bei diesem tollen Produkt (noch) nicht; selbst die Hardware könnte weiter optimiert werden. Als ständigen Begleiter Ihrer Meetings, als vorzügliches Werkzeug für Studenten und als Offenbarung für digital geerdete Freaks empfehlen wir es allemal.
DAZ Diktiertechnik