Als das DPM 8000 von PHILIPS auf den Markt kam, war das für professionelle Vieldiktierer die funktionale „Endversorgung“. Realistisch gesehen. Das ist nun 7, 8 Jahre her und inzwischen zeigt das DS-9500 von OLYMPUS, dass noch ein wenig mehr ging. Auch für das DS-9000 vom selben Hersteller kann man das behaupten — mag der Fortschritt dem Anwender auf den ersten Blick auch nicht immer gewärtig sein. Aber gut, die darüber hinaus gehenden Wünsche sind seitdem die, die auch schon Mitte der Nuller-Jahre gehegt und gepflegt wurden und von denen wir immer noch ein ein wenig, ein deutlich kleiner gewordenes Wenig, entfernt sind: Gesprochenes in Geschriebenes umwandeln soll ein mobiles Diktiergerät und — wohin auch immer und wie auch immer — auf Tastendruck ausspucken. Nicht mehr und nicht weniger als Spracherkennung in der Hosentasche verlangen wir vom Diktiergerät in Zeiten des iPhone 11.
Etwas weniger bietet PHILIPS ab sofort. Aber doch auch mehr als das, was für Diktiergeräte-Hersteller und deren Abnehmer bis gestern galt. Und was in unserer Vorstellung war. Nur an der Hardware ändert das augenblicklich nichts. An seiner Software setzt der Hersteller an und macht zunächst das, was wir vom „namenlosen“ Hersteller unseres absolut unentbehrlichen Passwortmanagers ebenso kennen wie von Microsoft: Software zum Mietobjekt. SpeechExec, SpeechExec Pro oder SpeechExec Enterprise sind nunmehr nur noch auf Zeit zu haben — so wie zuvor schon die Philips Dictation App bzw. der damit verbundene Diktierservice SpeechLive.
SpeechLive kann durchaus als Blaupause für die aktuellen Änderungen bei PHILIPS gelten. Der in Deutschland zu wenig beachtete Service für die nachrückende Generation, die Smartphones Diktiergeräten zum diktieren vorzieht, war von Anfang an auf nutzungsabhängige Entgelte ausgerichtet. Nach Außen hin bezog er seine Legitimation dafür aus Kundensicht vor allem aus den seit seinem Start (2013) ständig weiter entwickelten Funktionen, die seiner bis heute hervorragenden Bedienerfreundlichkeit nie in die Quere kamen. Ein latent kritisches Verhalten zu Abonnements wurde so durch Gegenleistungen beschwichtigt, die ein Abonnent von SpeechLive in der Praxis seiner Sprachverarbeitung durchaus nachvollziehen kann. Bei anderen Anbietern von Diktier-Apps, die deutlich preiswerter zu haben sind, ist das nicht der Fall.
Bei Einführung der neuen Lizenzmodelle für alle Editionen von SpeechExec verspricht PHILIPS eine Reihe von Vorteilen für Abonnenten. Ein Fortschritt, der von Anbeginn angeboten wird, ist die Nutzung der Lizenz für ein Diktierprogramm auf verschiedenen Rechnern. Wie bei Abo-Modellen üblich, wird der Wechsel von einem zum anderen Produkt möglich sein. Die permanente Programmpflege wird Kunden nicht mehr zu unerwarteten Investitionen zwingen, wenn ein Betriebssystemupdate Dritter ansteht. Und ganz sicher wird auch die weitere Integration der Spracherkennungsprodukte von Nuance bei der Verbesserung der PHILIPS Software eine Rolle spielen. Man denke nur an die cloudbasierten Dragon-Produkte. Mit der integrierten Installation von Dragon Professional Group und SpeechExec Pro gab es bereits einen Versuch zur Verschränkung unterschiedlicher Sprachverarbeitungsprodukte. Wer weiß, vielleicht verschränkt man sich zukünftig in der Cloud? Dann wäre SpeechLive mit den innewohnenden Optionen zur Spracherkennung auch an der Stelle richtungweisend gewesen.
Dass Abonnements oder Mietmodelle bei der Beschaffung von Vorteil sein können, weil andere Kostenstellen belastet werden, dass sie eine andere Ausgaben- und Ressourcenplanung ermöglichen, dass sie in Verbindung zu cloudbasierten Anwendungen eigentlich unumgänglich sind, wird bei der Einführung der für zunächst 2 Jahre gültigen Lizenzen für SpeechExec Produkte von PHILIPS hervorgehoben. OLYMPUS ficht das als Hersteller von professionellen Diktiergeräten mit ausgereifter Software für ganz unterschiedliche Anwendungsfälle offenbar nicht an. ODMS – das Olympus Dictation Management System – und den DSS Player Standard wird es weiterhin mit Lizenzen für den Einmalkauf geben. Die OLYMPUS Dictation App muss in der Bezahlversion zwar jährlich lizensiert werden, ist aber ohnehin nur etwas Eingeweihte, wenn man einmal einen Blick auf die Zahl der Installationen im Google Play Store wirft. Dass die OLYMPUS App keine über das Diktieren weiter reichenden Funktionen bietet, also bspw. die Anbindung an eine Spracherkennung oder einen Schreibservice, kann man gut oder schlecht finden. Im Gesamtzusammenhang unterstreicht es aber, dass dieser Hersteller derzeit keinen Drang zum Innovationsführer in einem sich stark ändernden Markt der Sprachverarbeitung zeigt und dessen Herausforderungen beinahe schon erleidet. Schade eigentlich. Für Produkte, die heute noch in der ersten Liga spielen…