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Test RecMic II mit Spracherkennung

So bizarr war bislang kein Diktiergeräte Test, gerechtfertigt war er allemal: Am 6.7.2017 stellte OLYMPUS ausgewählten Fachhändlern die neue RecMic Serie vor. Tatort war die „Rheintreu“, mit der wir von Köln aus den Rhein hoch und runter schipperten. Kölsch inklusive. Und eine Inszenierung vom Feinsten: Es blitzte und donnerte, es goß aus Eimern und der Käpt’n schaltete abwechselnd die blauen und rosafarbenen Neonröhrchen ein, die ansonsten für den Verkauf von Kamelhaar-Decken benötigt werden.
Wir konnten uns sehen. Vor uns wechselten die üblichen Promo-Bildchen auf der Leinwand, neben der ein OLYMPUS Produktmanager stand. Die „Rheintreu“ kämpfte gegen die Wellen und er gegen Donner, Blitz und Motorgeräusch. Der arme Kerl! Irgendwann war er mit so einem schwarzen Ding in der Hand bei der Überschrift „Spracherkennung“. Und die Leinwand zeigte, was er sprach: Ich freue mich, Ihnen unsere neuen RecMics in einer extremen Situation vorstellen zu können. Eine herausragende Funktion ist die Justierung des Mikrofons mittels der vorhandenen Nebengeräusche. Das ist vor allem für diejenigen wichtig, die Spracherkennung mit beispielsweise einem RM 4010P in lauteren Umgebungen einsetzen…“ — das im Hintergrund laufende Dragon spuckte Wort für Wort aus. Die Fehlerquote — der Vortrag war natürlich länger — wich nicht wesentlich von einem im Büro diktierten Text ab.

Unser Testequipment bestand aus einem OLYMPUS RM-4015P und einem Siemens VS08G2020 Dynapower Hepa 2000. Das ist ein Staubsauger, der 73 Dezibel in der maximalen Saugstufe entwickelt. Wir haben ihn in einem Meter Entfernung vom Diktiermikrofon unter dem Schreibtisch platziert und angeworfen. Unser eigenes Wort konnten wir kaum noch verstehen — Dragon Professional Group verstand ziemlich gut. Allerdings poppte nach 20, 30 Sekunden trotz ordentlicher Erkennungsrate der Warnhinweis auf, dass die Aufnahmequalität zu schlecht wäre und das Mikrofon neu justiert werden müßte. Dieser Hinweis ließ sich nicht unterbinden, eine neue Mikrofonjustierung konnte bei dieser Versuchsanordnung schlechterdings nichts bringen. Also haben wir den Staubsauger in etwa 2 Meter Entfernung erneut platziert und unseren Mustertest wieder in das RecMic gelesen. Dasselbe Ergebnis! Offensichtlich grenzt Dragon mögliche schlechte Erkennungsergebnisse auf diese Weise unabhängig von der tatsächlichen Erkennungsquote aus. Die Einstellung „Laute Umgebung für Spracherkennung“, die den RecMics mit dem OLYMPUS RecMic Configuration Tool zugewiesen werden kann, unterbindet diese „Prophylaxe“ nicht.

Mit dem Siemens VS08G2020 Dynapower in etwa 4 Meter Entfernung — er röhrte immer noch gewaltig — kamen wir endlich ans Ziel: Die 941 Worte unseres Mustertextes ließen sich ohne „Mikrofonsperre“ durch Dragon herunter diktieren. Im Anschluß stellten wir das RM-4015P in den Modus „Ruhige Umgebung“ und diktierten denselben Text ein weiteres Mal ohne Staubsaugeruntermalung. Den mittels Dragon Professional Group umgesetzten Text druckten wir wie auch den des ersten Tests aus und verglichen die jeweils entstandenen Fehler.

Bei der Auswertung wollten wir uns nicht auf die Bewertung unterschiedlicher Fehler kaprizieren. Also auf Fehler, die im Test mit eingeschaltetem Staubsauger auftauchten, in ruhiger Umgebung nicht. Oder umgekehrt. Interessant fanden wir, dass bei übermäßigen Umgebungsgeräuschen, — vermutlich könnte man sich bei der Geräuschkulisse einfach nicht mehr aufs Diktieren konzentrieren —, nur 5 Fehler mehr generiert wurden als in ruhiger Umgebung. Das spricht für die Qualität der verbauten Mikrofone und die Wirksamkeit der Unterdrückung von Nebengeräuschen.

Was wir bei der Hersteller-Präsentation der neuen RecMic-Serie erlebten, ließ sich also im Test reproduzieren: Herausragende Erkennungsergebnisse bei weitgehender Indifferenz gegenüber Umgebungsgeräuschen. In der langwährenden Aufholjagd gegenüber PHILIPS’ SpeechMikes liegt OLYMPUS tatsächlich gleichauf.

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