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Digitalisierung vorhandener Aufnahmen

Transfer von Kassettensystemen auf Digitaltechnik

Der Umstieg auf digitale Diktiertechnik ist die richtige Entscheidung, wenn es heute um professionelle Sprachverarbeitung geht. Aber oftmals erfolgt die Einführung digitaler Systeme schrittweise. Analoges Equipment wird weiterhin genutzt und soll mit digitalen Diktiergeräten harmonieren.

Ironischerweise besteht die „Harmonie“ immer wieder darin, das Potential analoger Aufnahmen zur Anreicherung mit digitalen Attributen auszuloten. Regelmäßig werden wir mit folgenden Problemstellungen konfrontiert:

  1. Schreibbüro XY arbeitet mit *.dss Dateien bzw. dem DSS Player und dezentral organisierten Schreibkräften. Ein Teil der Schreibkunden liefert Aufträge wie gehabt auf analogen Kassetten ab. Diese Aufträge konterkarieren das effiziente System der digitalen Übertragung von Diktaten an die externen Schreibkräfte.
  2. In bestimmten Arbeitsbereichen wie bspw. pathologischen Instituten ist der Einsatz digitaler Handdiktiergeräte nicht möglich, weil die Steuerung der Diktiergeräte nicht per Hand vorgenommen werden kann. Eine Fußsteuerung ist für digitale Diktiergeräte nicht verfügbar, aber ein altes Analoggerät stellt diese Funktionalität bereit. Wie sind die diktierten Befunde im Schreibbüro verwertbar, das digitale Diktiertechnik verwendet?
  3. Die Konferenz ist durchgeführt, die Aufzeichnung der Wortbeiträge mit der vorhandenen analogen Konferenztechnik hat wunderbar geklappt. Nun fällt der Mißstand auf, daß das aufzeichnende Medium (DAT Band, herkömmliche Tonkassette) mit keinem professionellen Transkriptionssystem kompatibel ist. Die zügige Umsetzung in Text scheint unmöglich.

In diesen und ähnlichen Fällen ist die Digitalisierung der vorhandenen Aufnahmen eine Überlegung wert. Sofern die beteiligte Hardware dem professionellen Bereich zuzurechnen ist, leidet die Sprachqualität kaum. Ein Nachteil ist es allerdings, daß die Überspielung vom analogen in ein digitales System die Zeit in Anspruch nimmt, die das analoge Band läuft.

Am einfachsten scheint die Überspielung der analogen Kassetten auf ein digitales Handdiktiergerät. Dazu müssen der analoge Ausgang des Wiedergabegeräts und der Mikrofoneingang des Diktiergeräts lediglich mittels Adapterkabel verbunden werden. Wiedergabe- und Aufnahmetaste werden gedrückt – fertig. Wenn es so einfach wäre! Oftmals scheitert diese naheliegende Digitalisierungsvariante an den unterschiedlichen Impedanzen der Aus- und Eingänge von Wiedergabe- und Aufzeichnungsgerät. Die Aufnahmen sind eventuell kaum zu hören oder von Nebengeräuschen überdeckt. Wenn ein Test dieser Variante auf Grund der verwendeten Geräte scheitert, sollten etablierte Konstellationen eingesetzt werden.

Problemlos gestaltet sich die Digitalisierung, wenn das PC basierte Diktiersytem GDV 4000 von GRUNDIG die Aufzeichnung der analogen Signale übernimmt. Falls es sich bei der Tonquelle ebenfalls um ein GRUNDIG Produkt wie beispielsweise die Wiedergabestation Dt 3230 handelt, ist zwischen der GDV 4000 Konsole und der Station lediglich das Überspielkabel G 790 anzubringen. Die Aufnahmen klingen tadellos, mittels des Lautstärkereglers an der Konsole kann Fortgang der Aufzeichnung mitgehört werden. Handelt es sich bei der Wiedergabestation um das Gerät eines anderen Herstellers, hilft möglicherweise unser Überspielkabel KA 232 oder das KP-2 Verbindungskabel, andernfalls muß ein spezielles Kabel gefertigt werden. Großer Vorteil dieser Lösung ist neben der Tonqualität die Aufzeichnung im DSS Format, das bekanntlich über eine hohe Kompressionsrate verfügt und damit die entstehenden Dateien klein hält.

Wird auf das DSS Format verzichtet, ist auch der Einsatz von kostenfreien Softwareprogrammen wie DICTOWS (www.kabelmax.de) möglich, die das analoge Signal aufzeichnen können; zumeist entstehen auf diese Weise *.wav Dateien. Ungeeignet ist bei dieser Digitalisierungsvariante die Nutzung des Soundkarten MIC Eingangs. Die Signalführung über einen LINE-IN Anschluß der Soundkarte führt dagegen nicht zu Nebengeräuschen oder Übersteuerungen. Natürlich müssen optimale Einstellungen für die Umsetzung des Signals sowohl bei der Steuerung der Soundkarte als auch bei der Lautstärkeregelung des Wiedergabegeräts gefunden werden. Ist das gelungen, kann man bei der Aufnahme mit DICTOWS übrigens auf das schöne Feature einer Art „Sprachaktivierung“ zurückgreifen: Die Aufzeichnung läuft nur bei der Wiedergabe von Sprache. So kann man den Digitalisierungsvorgang auch unbeaufsichtigt lassen, ohne daß die entstehende Datei sich unnötig aufbläht.